Blut – ein ganz besonderer Saft
Bei Erwachsenen zirkulieren fünf bis sechs Liter durch die Blutgefässe des Kreislaufs
TEXT: DR. ALEXANDER VÖGTLI, APOTHEKER
Blut ist nicht nur eine rote Flüssigkeit, es enthält einerseits lebende Zellen und andererseits zahlreiche Stoffe, die von ihm transportiert werden.
Oberflächlich erscheint das Blut wie eine gefärbte Flüssigkeit, also wie beispielsweise ein Erdbeersirup. Aber Blut ist viel mehr, insbesondere enthält es suspendierte Zellen und ist also lebendig. Bei Erwachsenen zirkulieren fünf bis sechs Liter durch die Blutgefässe des Kreislaufs.
Zum zellulären Anteil des Bluts gehören die Erythrozyten, die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff von der Lunge zu den Geweben und Organen transportieren und dort einen Teil des Kohlenstoffdioxids zur Entsorgung aufnehmen.
Die Leukozyten, die weissen Blutkörperchen, sind für die Immunabwehr zuständig. Sie werden zum Beispiel sichtbar, wenn sich aufgrund einer Streptokokkeninfektion ein Umlauf am Finger mit Eiter bildet. Er enthält einen grossen Anteil an Leukozyten.
Schliesslich gehören zu den Zellen auch die Thrombozyten, die Blutplättchen. Bei einer Verletzung lösen sie durch eine Zusammenlagerung (Thrombozytenaggregation) die Blutgerinnung aus. Alle diese Zellen werden aus Stammzellen des Knochenmarks gebildet.
Als Plasma oder Blutplasma wird der Anteil des Bluts ohne die zellulären Komponenten bezeichnet. Das Plasma ist eine bunte Mischung zahlreicher Stoffe. Dazu gehören Wasser, Elektrolyte, Plasmaproteine, Antikörper, Hormone, Blutgerinnungsfaktoren, Nährstoffe, Abbauprodukte, Gase sowie hin und wieder auch pharmazeutische Wirkstoffe und Krankheitserreger. Plasma kann aus dem Vollblut mithilfe einer Zentrifuge gewonnen werden. Dabei setzen sich die schweren Zellen unten ab und können entfernt werden.
Als Serum wird schliesslich das Blutplasma ohne Fibrinogen bezeichnet, das für die Blutgerinnung erforderlich ist.
Wieso ist Blut eigentlich rot? Die Farbe stammt vom Häm in den roten Blutkörperchen, einer Komplexverbindung mit einem Eisenatom. Eisenverbindungen sind häufig rot, denken wir zum Beispiel an den Rost und andere Eisenverbindungen oder Mineralien. Die Farbe des «roten Planeten» Mars stammt ebenfalls von Eisenmineralien.
Bilirubin, ein Abbauprodukt von Häm, hat eine gelbe Farbe und ist verantwortlich für die Färbung des Blutplasmas.
Für Medikamente
Wo begegnet uns Blut in der Apotheke und in der Pharmazie? Die pharmazeutischen Wirkstoffe werden nach der Aufnahme aus dem Darm mit dem Blut zu ihrem Ziel transportiert. Dieser Prozess wird Verteilung oder Distribution genannt. Bis die maximale Konzentration eines Wirkstoffs im Plasma erreicht ist, kann es übrigens relativ lange dauern. Bei gewöhnlichem Ibuprofen (ohne Salz oder Aminosäure) beträgt sie eine bis zwei Stunden! Bei der Mefenaminsäure sogar bis zu drei Stunden. Deshalb sollten Schmerzmittel bei chronischen Schmerzen regelmässig eingenommen werden. Dabei werden höhere Konzentrationen erreicht. Bei den Salzen Ibuprofenlysinat oder Diclofenac-Kalium beträgt die Zeit nur 30 Minuten, weshalb sie sich besser für die Therapie akuter Schmerzen eignen.
Für Laboranalysen
Blut eignet sich auch hervorragend für die Bestimmung von Laborwerten in der Apotheke, also beispielsweise für die Blutglukose, Blutfette oder den Eisenstatus. Praktisch alle Apotheken bieten die Analyse von Kapillarblut in ihrem Dienstleistungskatalog an. Mehr und mehr wählen auch die anspruchsvollere Variante, die venöse Blutentnahme. Hier ist die Herausforderung, eine Vene in der Ellenbeuge zu finden und richtig zu treffen. In Zusammenarbeit mit einem medizinischen Labor können so unzählige Analysen durchgeführt werden.
Infektionsgefahr und Wundversorgung
Bei jedem Kontakt mit Blut in der Apotheke müssen wir uns sehr gut schützen. Ein wichtiges Beispiel ist die Infektionskrankheit Hepatitis B, die durch Blut übertragen wird. Patientinnen und Patienten, die das Virus im Blut haben, sind stark ansteckend. Es reicht bereits, mit einer kleinen Hautverletzung in Kontakt mit dem fremden Blut zu kommen, um sich zu infizieren.
Viele Kundinnen und Kunden erschrecken stark und sind besorgt, wenn sie sich nur leicht verletzen und Blut austritt. Als Fachpersonen behalten Sie einen kühlen Kopf, weil Sie wissen, dass die Blutung mit der Gerinnung innert einiger Minuten von allein gestillt wird. Eine wichtige Massnahme ist die Kompression. Sie können zum Beispiel mit einem sterilen Tupfer etwas auf die Wunde drücken. Dadurch werden die Kapillaren zusammengedrückt und es kommt kein neues Blut mehr nach. Bei grösseren Verletzungen kann die Extremität nach oben gehalten werden.
Bei glatten Wundrändern, die sich gut adaptieren lassen, ist Wundkleber auch in Apotheken eine interessante Variante für den Wundverschluss. Es handelt sich um einen medizinischen Sekundenkleber, der etwa eine Minute benötigt, um auszuhärten. Wichtig ist, dass die Blutung gestillt, die Wunde sauber und desinfiziert ist und sich die Wundränder zusammenbringen lassen. Wundkleber wird nicht in die Wunde eingebracht, sondern auf der Oberfläche der Haut aufgetragen. Die Anwendung muss mit Vorsicht erfolgen, um zum Beispiel ein Verkleben der Augen zu vermeiden. Achten Sie darauf, dass Sie nicht mit den Handschuhen in Kontakt mit dem Kleber kommen. Im Unterschied zum Nähen ist die Prozedur schmerzlos und nach ein paar Tagen löst sich das Polymer von selbst auf und lässt sich entfernen.
Foto: gaetan/AdobeStock

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