Mönchspfeffer
Ein natürlicher Helfer für den Hormonhaushalt
Autor: MARTIN SAURER
Die kleinen Früchte des Mönchspfeffers werden bei Zyklusstörungen sowie dem prämenstruellen Syndrom erfolgreich eingesetzt. Dabei greifen gewisse Inhaltsstoffe in den Hormonhaushalt ein und stabilisieren diesen.
Um den Mönchspfeffer ranken sich Legenden; es soll sogar ein göttliches Liebespaar davon Gebrauch gemacht haben. Durch den regelmässigen Verzehr der Früchte durch Nonnen und Mönche wurde der Mönchspfeffer in beinahe jedem Klostergarten angepflanzt. Obwohl das Anwendungsgebiet heute ein anderes ist, nimmt die Pflanze noch immer einen wichtigen Platz unter den Phytopharmaka ein.
Biologie
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) gehört zur Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae) und kommt natürlicherweise im Mittelmeerraum und bis nach Westasien vor. Die Pflanze wächst zu einem bis fünf Meter hohen Strauch mit hellbraunen und vierkantigen Zweigen heran. Diese tragen fünf- bis siebenzählig gefingerte lanzettförmige Blätter, die im Winter abgeworfen werden. Die Sträucher säumen häufig kleine Bachläufe oder andere Gewässer.
Die violett bis weissen, kleinen Blüten sind in Blütenständen angeordnet und verströmen im Juli und August einen angenehmen Duft. Während die Blätter in ihrer Form denen des Hanfs ähneln, erinnern die Blüten an diejenigen des Schmetterlingsflieders. Die rotschwarzen Früchte haben einen Durchmesser von zwei bis drei Millimetern, schmecken scharf und sehen Pfefferkörnern ähnlich.
Namensgebung
Dem Mönchspfeffer wurde früher nachgesagt, dass er den Sexualtrieb hemme. So war diese Pflanze in beinahe jedem Klostergarten zu finden. Die Früchte wurden von den Mönchen und Nonnen verzehrt und beim Kochen wie Pfeffer verwendet, um die Einhaltung des Zölibats zu vereinfachen. Die besagte Wirkung ist noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen, erscheint aber plausibel.
Diese Wirkung spiegelt sich nicht nur im deutschen, sondern auch im lateinischen Pflanzennamen. So bedeutet «agnus» Lamm und «castus» Keuschheit. Andere gängige deutsche Namen lauten Keuschlamm, Keuschbaum oder Liebfrauenbettstroh. Letzterer bezieht sich auf die Meinung, dass es zur Keuschheit verhilft, wenn sich jemand auf die wohlriechenden Blätter des Mönchspfeffers bettet.
Der sexualtriebhemmende Effekt des Mönchspfeffers war bereits weit vor dem Mittelalter bekannt. Der Legende nach wurde Hera auf Samos unter einem Mönchspfefferstrauch geboren und vereinigte sich dort einmal jährlich mit ihrem Gatten Zeus. Da ein darauffolgendes Bad im Imbrasos ihre Jungfräulichkeit erneuerte, wurde der Mönchspfeffer im alten Griechenland zum Symbol für die keusche Ehe.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die Früchte des Mönchspfeffers enthalten verschiedene wirksame Inhaltsstoffe. Dazu gehören bizyklische Diterpene, Iridoidglykoside, lipophile Flavonoide, Triglyceride, Öl- und Linolsäure sowie ätherische Öle. Der genaue Wirkungsmechanismus ist noch nicht abschliessend geklärt. Einige enthaltene Moleküle haben Einfluss auf die Hypophyse, was eine Stabilisierung der Hormonregulation erklärt. Dadurch werden Schwankungen ausgeglichen, die Regelblutungen treten wieder in gleichmässigeren Abständen auf. Die Linderung von Brustschmerzen und des prämenstruellen Syndroms wird ebenfalls auf die Stabilisierung des Hormonhaushalts zurückgeführt. Durch die Förderung der Gelbkörperhormonbildung wird Mönchspfeffer auch bei Unfruchtbarkeit verwendet.
Anwendung
Präparate mit Extrakten aus den Mönchspfefferfrüchten gibt es in der Regel als Tabletten oder Tropfen. Deren Wirkung ist nur bei regelmässiger Einnahme über längere Zeiträume gegeben, da der Hormonhaushalt nicht nur während akuten Beschwerden stabilisiert werden soll. Da die Dosierung eine wichtige Rolle spielt, muss die Anwendung mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt besprochen werden.
Eine häufigere Nebenwirkung von Mönchspfeffer ist Juckreiz. Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Akne treten seltener auf. Vorsicht ist geboten aufgrund möglicher Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Anwendung von Dopamin-Antagonisten oder -Agonisten. Ähnlich verhält es sich bei der Einnahme von Antiöstrogenen und wenn östrogenabhängige Tumoren oder eine Hypophysenstörung bekannt sind. Nicht eingenommen werden darf Mönchspfeffer während Schwangerschaft und Stillzeit.
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