Prostataoperationen unter der Lupe
Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz von Prostataerkrankungen
TEXT: CHRISTIANE SCHITTNY, APOTHEKERIN
Prostatabeschwerden Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz von Prostataerkrankungen, insbesondere benigner Prostatahyperplasie (BPH) und Prostatakrebs. In vielen Fällen ist eine operative Behandlung notwendig.
Prostataoperationen kommen bei verschiedenen Prostataerkrankungen zum Einsatz. Die Wahl des Verfahrens hängt von der Art und dem Stadium der Erkrankung, dem Prostatavolumen, dem Alter und Allgemeinzustand des Patienten sowie von individuellen Abwägungen ab. Fortschritte im Bereich der minimal-invasiven Techniken haben die Behandlung sicherer und schonender gemacht. Folgend ein Überblick über die vier wichtigsten operativen Verfahren.
Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P)
Dies ist die am häufigsten angewandte Operationsmethode bei benignen Prostatahyperplasien (BPH) mit moderatem Prostatavolumen. Die Behandlung erfolgt minimalinvasiv durch schichtweise Ausschabung der Prostata mithilfe eines Resektoskops mit elektrischer Schlinge, das durch die Harnröhre eingeführt wird. Durch die Entfernung des Gewebes im Inneren der Prostata wird der Harnabfluss erleichtert. Dieser Eingriff kann in Vollnarkose oder mit Spinalanästhesie durchgeführt werden. Nach Abschluss der Operation wird ein Katheter eingelegt, um die Blase zu entleeren und die Heilung zu unterstützen. Die Patienten erholen sich meist schnell und benötigen nur ein bis zwei Tage stationäre Behandlung. Es besteht das Risiko von Blutungen, Harnwegsinfektionen, vorübergehender Inkontinenz oder Erektionsstörungen.
Transurethrale Inzision der Prostata (TUIP)
Die TUIP, auch Bipolare Prostatainzision genannt, ist ein weiteres minimalinvasives Operationsverfahren zur Behandlung einer geringer ausgeprägten BPH. Sie wird öfter bei jüngeren, sexuell aktiven Männern in Betracht gezogen, denn im Vergleich zu anderen Operationsmethoden ist der Eingriff mit weniger Komplikationen verbunden und die Erhaltung der sexuellen Funktion ist wahrscheinlich. Mittels einer Vaporisationssonde, die durch die Harnröhre in die Prostata eingeführt wird, werden dort drei gezielte Einschnitte gesetzt, ohne Gewebe zu entfernen. Dadurch kann der Harn wieder besser abfliessen. Der kurze Eingriff kann in Vollnarkose oder mit Spinalanästhesie erfolgen.
Roboterassistierte Prostata-Operation
Mithilfe des DaVinci-OP-Roboters steht eine moderne, minimal-invasive Methode zur Behandlung der BPH oder eines Tumors zur Verfügung. Diese wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt und kommt mit wenigen kleinen Schnitten auf Höhe des Bauchnabels aus. Durch diese führt der Arzt die Operationsinstrumente. Das robotergestützte Operationssystem überträgt die Handbewegungen des Operateurs ultrapräzise auf die Instrumente. Durch den Einsatz hochauflösender 3D-Kameras sieht der Arzt das Operationsgebiet in zehnfacher Vergrösserung und dreidimensional. Dadurch kann er viel kleinere, genauere Schnitte vornehmen. Die roboterassistierte Prostata-Operation mithilfe des DaVinci-OP-Roboters ist aktuell eines der besten und nachhaltigsten Verfahren bei Prostata-Operationen. Die Vorteile sind geringerer Blutverlust, weniger Schmerzen, kleinere Narben und ein kürzerer Spitalaufenthalt.
Offene radikale Prostatektomie (RPE)
Bei sehr grossen Prostatavolumina oder bei bestimmten Krebsformen kann eine offene Operation unter Vollnarkose notwendig sein. Die radikale Entfernung der Prostata verspricht bei einer Krebserkrankung, die auf die Prostata begrenzt ist, gute Heilungschancen. Bei der offenen RPE wird ein Unterbauchmittelschnitt zwischen dem Nabel und dem Schambein durchgeführt. Die Prostata wird im Bereich der Harnröhre und der Blase abgetrennt und samt den Samenblasen und einem Teil der Samenleiter entfernt. Anschliessend werden die Blase und die Harnröhre mit Nähten wieder miteinander verbunden. Ein durch die Harnröhre in die Blase eingelegter Katheter sichert in den ersten Tagen nach der Operation eine störungsfreie Heilung. Im Vergleich zur oben genannten DaVinci-Methode ist die Heilungszeit länger und es besteht ein höheres Risiko für Komplikationen wie Blutungen, Infektionen, Inkontinenz oder Erektionsstörungen.
Strahlentherapie und antihormonelle Therapie
Ergänzend zu einer Operation können beim Vorliegen einer Krebserkrankung eine Strahlentherapie und/oder antihormonelle Therapie nötig sein. Bei der Strahlentherapie werden hochenergetische Strahlen direkt auf die Tumorzellen gerichtet, um diese zu zerstören. Man unterscheidet zwischen der lokalen Bestrahlung, die den gesamten Prostatabereich umfasst, und der fokalen Therapie, die ganz gezielt auf das Tumorgewebe gerichtet wird und dadurch auch mit weniger Nebenwirkungen verbunden ist. Die antihormonelle Therapie unterdrückt die Wirkung von Testosteron auf das Wachstum hormonsensibler Prostatakrebszellen. Durch regelmässige Kontrollen des PSA-Werts wird die Wirksamkeit der antihormonellen Therapie überprüft.
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