Durchfall und Verstopfung

Veränderungen der Stuhlkonsistenz

Autor: DR. ALEXANDER VÖGTLI, APOTHEKER

Veränderungen der Stuhlkonsistenz und der Häufigkeit der Darmentleerung kommen in der Bevölkerung sehr häufig vor. Das Pendel kann dabei in beide Richtungen ausschlagen.

Ein akuter Durchfall ist nichts Aussergewöhnliches und betrifft die meisten Menschen hin und wieder einmal. Es handelt sich um einen wässrigen bis breiigen Stuhl, der mit Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Bauchschmerzen und Müdigkeit einhergehen kann. Typische Ursachen sind Nahrungsmittel, Infektionskrankheiten (Lebensmittelvergiftung), die sogenannte «Magen-Darm-Grippe», Stress und Medikamente. Die Störung verschwindet meistens innert einiger Stunden oder Tage wieder von selbst.

«Nicht jeder Durchfall ist
banal. Gezielte Fragen bringen
die Ursache ans Licht.»

Komplikationen und Alarmzeichen

Eine schwerwiegende und lebensgefährliche Komplikation ist die Dehydratation mit einem starken Flüssigkeitsverlust. Die Betroffenen haben Durst, die Schleimhäute sind trocken, der Urin ist dunkel und die Anzahl der Harnentleerungen sinkt. Weitere Beschwerden sind Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen und eine Verwirrtheit. Der Spannungszustand der Haut ist hoch und Hautfalten bleiben bestehen. Deshalb sollen Betroffene in der Apotheke ausreichend abgeklärt und beraten werden.

Zu den Alarmzeichen im Zusammenhang mit einem Durchfall gehören:

  • Blut und Schleim im Stuhl
  • Starke Schmerzen
  • Hohe Frequenz, Abgang von Wasser
  • Schlechter Allgemeinzustand, Fieber
  • Durchfall nach einer Fernreise oder nach einer Antibiotikabehandlung
  • Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut
  • Anzeichen einer Dehydratation

Chronischer Durchfall

Ein anhaltender oder regelmässig wiederkehrender Durchfall muss immer abgeklärt werden, weil er Ausdruck einer Krankheit sein kann. Eine häufige Ursache sind Lebensmittelunverträglichkeiten. Der bekannteste Auslöser ist der Milchzucker bei der Laktoseintoleranz. Er gehört zu einer Gruppe von Substanzen, die heute mit der Abkürzung FODMAP zusammengefasst werden. Sie steht für «Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole». Gemeint sich bestimmte Kohlenhydrate, die im Dünndarm nicht aufgenommen werden, in den Dickdarm gelangen und dort unter anderem zu Gasen und kurzkettigen Fettsäuren vergärt werden. Die Fermentation verursacht Blähungen, regt die Darmbewegungen an und zieht osmotisch Wasser in das Darmlumen, woraus der Durchfall resultiert. Zu den FODMAP gehören zum Beispiel Fruktane, Galaktooligosaccharide, die Laktose, die Fruktose und Süssungsmittel wie Sorbitol und Xylitol. Sie sind in zahlreichen Lebensmitteln enthalten, z. B. in allen Kohlarten, Hülsenfrüchten, in Zwiebeln, Knoblauch, Früchten, Milchprodukten und im Lauch.

Behandlung

Ein wirksames Mittel für die Behandlung ist Loperamid. Der Wirkstoff zeichnet sich durch den raschen Wirkungseintritt, die lange Wirkdauer und die Selektivität für den Darm aus. Er hemmt nicht nur die Darmbewegungen, sondern reduziert auch die Inkontinenz und den Stuhldrang. Das Mittel der ersten Wahl für die Vorbeugung und Behandlung einer Dehydratation ist die orale Rehydratationslösung (ORS) mit Wasser, Traubenzucker und Elektrolyten. Des Weiteren sind zahlreiche Mittel gegen Durchfall erhältlich, zum Beispiel Aktivkohle, Apfelpulver, Probiotika, Ballaststoffe und Gerbstoffe. Vorteilhaft ist zudem eine Pflege des gereizten Darmausgangs mit einer Creme, Salbe oder Paste.

Verstopfung

Bei der Verstopfung liegt das gegenteilige Problem vor. Die Häufigkeit der Entleerungen ist reduziert und die Defäkation ist erschwert, schmerzhaft, nur durch ein starkes Pressen, mit Unterstützung oder vorübergehend gar nicht möglich. Der Stuhl ist hart, klumpig und die Patientinnen und Patienten haben das Gefühl, den Darm nicht ausreichend entleeren zu können. Sie können aufgebläht sein und Bauchschmerzen haben.

Hierbei gilt es zu beachten, dass die Anzahl der Entleerungen individuell sehr unterschiedlich ist und von mehrmals täglich zu wenige Male pro Woche variiert. Sie hängt auch von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Ernährung und vom Alter.

Zu den Ursachen gehören unter anderem das Alter, eine erbliche Veranlagung, ein Flüssigkeitsmangel, Stress und viele Arzneimittel wie beispielsweise die Opioide, die Antidepressiva und die Anticholinergika. Die Lebensmittel sind heute sehr stark verarbeitet, gereinigt und enthalten nur noch wenige Ballaststoffe. Gleichzeitig fehlt uns die körperliche Aktivität, die ebenfalls die Verdauung anregt. Weil auch viele Krankheiten eine Verstopfung auslösen, ist bei längerer Dauer eine ärztliche Diagnose erforderlich.

Abführmittel

Abführmittel sorgen dafür, dass mehr Wasser in den Darm gelangt oder im Darm zurückbleibt, sie regen die Darmbewegungen an, erhöhen das Volumen des Stuhls und machen ihn gleitfähiger. Das führt dazu, dass der Defäkationsreiz ausgelöst wird, der Stuhl rascher durch den Verdauungstrakt gelangt und weniger eindickt.

Speziell hervorgehoben sollen an dieser Stelle die Ballaststoffe und die indischen Flohsamenschalen. Sie bilden mit Wasser ein Gel, verbessern die Stuhlkonsistenz, nehmen viel Flüssigkeit auf und wirken zusätzlich als Präbiotika, also als «Futter» für die guten Darmbakterien. Dadurch erhöhen sie die Gleitfähigkeit, reduzieren die Klebrigkeit und erhöhen die Häufigkeit der Defäkation. Ballaststoffe sind natürlich und in der Regel gut verträglich. Sie sind zusätzlich gegen Hämorrhoiden wirksam, die bei der Verstopfung oft als Komplikation vorkommen.

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