Lavendel
Der Echte Lavendel
Autor: MARTIN SAURER
Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist eine vielseitige Heilpflanze mit langer Tradition, die wegen ihrer beruhigenden, entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften geschätzt wird. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, wird sie heute weltweit kultiviert.
Besonders in der Phyto- und Aromatherapie findet Lavendel breite Anwendung. Zudem sind verschiedene Wirkungsmechanismen wissenschaftlich belegt. So kann Lavendel beispielsweise bei Stress, Schlafstörungen und Hauterkrankungen eingesetzt werden. Die Nutzung reicht von ätherischen Ölen über Tees bis hin zu pharmazeutischen und kosmetischen Produkten.
Biologie
Lavendel gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist ein ausdauernder Halbstrauch, der bis zu einem Meter hoch wachsen kann. Die schmalen, graugrünen Blätter sind dicht mit feinen Härchen bedeckt, wodurch sie einen silbrigen Schimmer erhalten. Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juli bis Oktober. Die violett-blauen Blüten stehen in dichten Ähren zusammen und verströmen einen intensiven, aromatischen Duft. Bestäubt werden die Blüten durch Bienen, die mit viel Nektar belohnt werden. Lavendel bevorzugt sonnige, trockene Standorte mit kalkhaltigen Böden und ist besonders widerstandsfähig gegenüber heissem Klima.
Geschichte
Die Nutzung von Lavendel als Heilpflanze reicht bis in die Antike zurück. Die Ägypter verwendeten die Pflanze nicht nur zum Einbalsamieren, sondern auch in Salben und als Duftöl. Die Römer nutzten ihn dagegen als Badezusatz und zur Wunddesinfektion. Der Name «Lavendel» leitet sich vom lateinischen «lavare» ab, was «waschen» bedeutet. Das weist auf seine frühe Verwendung als Reinigungsmittel hin. Im Mittelalter wurde Lavendel in jedem Klostergarten angepflanzt, wo er zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen und Schlafproblemen genutzt wurde. Auch als Schutzpflanze gegen Seuchen, insbesondere die Pest, wurde Lavendel geschätzt. Im 17. Jahrhundert wurden seine antiseptischen Eigenschaften wissenschaftlich untersucht, was zu einer noch häufigeren medizinischen Nutzung führte.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die heilenden Eigenschaften von Lavendel sind auf verschiedene bioaktive Inhaltsstoffe zurückzuführen. Diese werden aus den Blüten oder Blütenständen, häufig durch Wasserdampfdestillation, gewonnen. Besonders wichtig ist das ätherische Öl, das bis zu drei Prozent der Trockenmasse ausmacht. Hauptbestandteile des Öls sind Linalool und Linalylacetat, die eine beruhigende, angstlösende und schlaffördernde Wirkung haben. Studien zeigen, dass Linalool über eine regulierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem verfügt und bei leichten Angststörungen eine ähnliche Wirksamkeit wie synthetische Medikamente aufweist. Flavonoide wirken antioxidativ und entzündungshemmend, während Gerbstoffe die Wundheilung fördern. Zudem besitzt Linalylacetat antimikrobielle Effekte gegen Bakterien und Pilze, wodurch es sich für die Behandlung von Akne und Ekzemen eignet.
Anwendung und Nebenwirkungen
In der Schweiz wird Lavendel in verschiedenen Bereichen der Naturheilkunde eingesetzt. Besonders verbreitet ist die Nutzung von Lavendelöl, das äusserlich zur Behandlung von Hautbeschwerden, Muskelverspannungen und Kopfschmerzen angewendet wird. Auch Salben mit Lavendelextrakten sind erhältlich. In der Aromatherapie dient es zur Entspannung und Stressreduktion, indem es verdampft oder auf die Haut aufgetragen wird. Lavendelaufgüsse, die aus getrockneten Blüten hergestellt werden, helfen bei Schlafstörungen, Nervosität und nervösen Magen-Darm-Beschwerden. Mit getrockneten Lavendelblüten gefüllte Kissen werden als natürliche Einschlafhilfe genutzt, Lavendelbäder werden ebenfalls zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens eingesetzt. In der Kosmetikindustrie wird Lavendel für Seifen, Shampoos und Hautpflegeprodukte verwendet, da die Heilpflanze hautberuhigende und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Darüber hinaus kommt Lavendel in der modernen Pharmazie zum Einsatz, insbesondere in Kapselform zur Behandlung von innerer Unruhe und Angstzuständen. Lavendelprodukte sind grundsätzlich gut verträglich, bei zu hoher äusserlicher Dosierung kann es allerdings zu Hautreizungen kommen.
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