Verhütung

Frauen sind etwa vier Jahrzehnte ihres Lebens empfängnisbereit

Autor: DR. ALEXANDER VÖGTLI, APOTHEKER

Frauen sind etwa vier Jahrzehnte ihres Lebens empfängnisbereit und können Kinder bekommen. Um eine erfüllte Sexualität leben zu können, ohne täglich Windeln wechseln zu müssen, stehen verschiedene Verhütungsmethoden zur Verfügung.

Zwischen der Pubertät als Mädchen im Alter von etwa zwölf Jahren bis zur letzten Monatsblutung als reife Frau im Alter von durchschnittlich 52 Jahren liegen ungefähr 40 Jahre, in welchen Frauen geschlechtsreif sind und Kinder bekommen können. Für unsere Gross- oder Urgrosseltern war es nicht unüblich, zwischen fünf bis zehn Kinder zu haben. Heute liegt die durchschnittliche Anzahl Kinder für Schweizerinnen unter zwei. Der Rekord soll übrigens bei unglaublichen 69 Kindern liegen, woran auch Mehrlingsgeburten beteiligt waren. Um eine erfüllte Sexualität leben zu können ohne Windeln und Milchschoppen, bietet die heutige Verhütung zahlreiche Möglichkeiten

Kondome

Die Verhütung mit Kondomen gehört zu den wichtigsten Methoden, weil sie nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern gleichzeitig vor sexuell übertragbaren Erkrankungen wie HIV, Chlamydien, einem Genitalherpes und einer Syphilis schützen. Zentral bei der Anwendung ist die richtige Grösse, die zum Beispiel mit einem Onlinerechner bestimmt werden kann und vorher ausprobiert werden soll. Kondome dürfen nicht mit spitzen Gegenständen, langen Fingernägeln oder Schmuck in Kontakt kommen, weil sie dadurch beschädigt werden. Zudem können verschiedene Pflegeprodukte und lokal verabreichte Arzneimittel die Integrität von Kondomen beeinträchtigen.

«Die beste Verhütung ist die,
die zur individuellen
Lebenssituation passt.»

«Pille danach»

Beschädigte oder abgerutschte Kondome sind der häufigste Grund, weshalb Frauen in der Apotheke nach einem strukturierten Beratungsgespräch die «Pille danach» beziehen. Sie enthält entweder den Wirkstoff Levonorgestrel oder Ulipristalacetat und wird als Einmaldosis eingenommen. Levonorgestrel ist während drei Tagen und Ulipristalacetat während fünf Tagen wirksam. Beide hemmen oder verzögern den Eisprung und verhindern so die Befruchtung. Es handelt sich also nicht um eine Abtreibung! Ist der Eisprung allerdings bereits erfolgt, bleibt das Arzneimittel wirkungslos. Deshalb soll die Einnahme so früh wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgen. Falls innert drei Stunden nach der Einnahme erbrochen werden muss, ist eine weitere Tablette erforderlich. «Pillen» werden heute übrigens nicht mehr hergestellt, es handelt sich um die Bezeichnung für eine veraltete Arzneiform. Beachten Sie auch, dass es sich um eine Notfallbehandlung und nicht um eine reguläre Verhütungsmethode handelt.

In der «Pille danach» sind die Hormone viel höher dosiert als in gewöhnlichen Antibabypillen. Die Dosis des Gestagens Levonorgestrel ist bei der Notfallkontrazeption zehnmal höher.

Antibabypillen (orale Kontrazeptiva)

Die oralen Kontrazeptiva enthalten Hormone, die dem Körper eine Schwangerschaft vortäuschen, in der Frauen von Natur aus vor einer Empfängnis geschützt sind. Es sind vorwiegend Östrogene und Gestagene, die den Eisprung hemmen, den Zervixschleim verdicken und die Gebärmutterschleimhaut so verändern, dass eine Einnistung des befruchteten Eis erschwert ist. Antibabypillen sind kostengünstig, einfach einzunehmen und sehr gut wirksam, aber sie werden aufgrund der potenziellen unerwünschten Wirkungen immer wieder kritisiert. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der kombinierten Präparate gehören eine Gewichtszunahme, eine depressive Verstimmung, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Schmerzen in der Brust und Zwischenblutungen. Sehr selten können sie Blutgerinnsel in den Venen oder Arterien begünstigen und eine tiefe Venenthrombose, eine Lungenembolie, einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall auslösen. Für junge, gesunde Frauen, die nicht rauchen, ist das Risiko jedoch extrem tief.

Zu den Risikofaktoren für venöse und arterielle Komplikationen gehören:

  • Rauchen
  • Fettleibigkeit
  • Alter
  • Chronische Erkrankungen, zum Beispiel Diabetes, Herzerkrankungen
  • Operationen, Immobilisierung
  • Vererbung (Familienanamnese)
  • Bluthochdruck

Hormone werden ebenfalls in Form von transdermalen Pflastern, Vaginalringen, Spiralen, Implantaten und Depotspritzen verabreicht. Der wesentliche Vorteil dieser Arzneiformen ist die erhöhte Therapietreue. Denn die Einnahme von Tabletten geht gerne einmal vergessen.

Verhütung ist auch Männersache

Mit der Verabreichung von Hormonen nehmen Frauen ein gesundheitliches Risiko auf sich, um nicht schwanger zu werden. Es besteht also ein Ungleichgewicht der Risikoverteilung zwischen den Geschlechtern. Deshalb sollen sich Männer genauso an der Verhütung beteiligen. Die wichtigste Methode, das Kondom, wurde bereits erwähnt. Die «Pille für den Mann» lässt leider weiterhin auf sich warten und ist nach wie vor nicht als Arzneimittel zugelassen. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass Testosteron, das als Arzneimittel verabreicht wird, bei Männern wie ein Verhütungsmittel wirkt. Es ist allerdings weniger zuverlässig als die Pille.

Bei älteren Männern mit einem abgeschlossenen Kinderwunsch stellt die Vasektomie eine gute und zuverlässige Methode dar. Dabei werden die Samenleiter durchtrennt, wodurch die Spermien bei der Ejakulation nicht mehr austreten können. Weil sie nur bedingt rückgängig gemacht werden kann, soll sie nur durchgeführt werden, wenn sich Männer sicher sind, dass sie in der Zukunft keine eigenen Kinder mehr möchten.

Newsletter

Jetzt anmelden!