Myrrhe
Das aromatische Harz des Balsambaums
Autor: MARTIN SAURER
Das aromatische Harz des Balsambaums hat nicht nur eine jahrtausendealte historisch-kulturelle Bedeutung, sondern verfügt auch über vielseitige medizinische Anwendungsgebiete. Noch heute ist die genaue Wirkung der Myrrhe Bestandteil der modernen Forschung.
Myrrhe ist ein Gummiharz, das aus Bäumen der Gattung Commiphora gewonnen wird. Seine lange und faszinierende Geschichte reicht bis in die Antike zurück: Myrrhe wurde damals nicht nur als wertvolles Handelsgut geschätzt, sondern auch in der Medizin verwendet, in religiösen Zeremonien, als Aphrodisiakum für beide Geschlechter und in der Parfümherstellung.
Geschichtlicher Hintergrund
Bereits vor 3000 Jahren war Myrrhe im alten Ägypten Bestandteil von Salben und Räucherwerk. Eine wichtige Rolle spielte das Gummiharz unter anderem beim Prozess der Mumifizierung, da es antiseptische Eigenschaften besitzt und den Verfall der Körper verlangsamt.
In der Bibel wird Myrrhe mehrfach erwähnt, etwa als eines der Geschenke, das die Weisen aus dem Morgenland dem neugeborenen Jesus brachten. Dies zeigt, wie wertvoll Myrrhe in der Antike war und warum der Handel mit Myrrhe einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellte.
Im Mittelalter wurden in Europa aus dem Harz Pestpillen zur Bekämpfung der Pest hergestellt, weil man annahm, dass es unter anderem eine fiebersenkende Wirkung habe. Zudem wurde es zur Behandlung von Wunden verwendet. In der Klostermedizin wurden der Myrrhe verschiedene Heilwirkungen zugeschrieben, zum Beispiel bei Bronchitis, Rachenentzündungen, Wurmbefall oder Verstopfung.
Botanische Herkunft
Myrrhe wird vor allem aus Commiphora myrrha und verwandten Arten gewonnen, die in Ostafrika und auf der Arabischen Halbinsel beheimatet sind. Die buschartigen, bis zu vier Meter hohen Bäume gehören zur Familie der Burseraceae (Balsambaumgewächse), die für ihre Produktion von aromatischen Harzen bekannt ist. Die Pflanzen gedeihen in halbtrockenen bis trockenen Klimazonen auf kargen Böden. Ihre Blätter sind ledrig und gefiedert, gegen Fressfeinde wehrt sich die Pflanze mit spitzen Dornen. Aus den gelblich-grünen Blüten der zweihäusigen Bäume reifen eiförmige Steinfrüchte.
Wird die Rinde der Bäume leicht angeritzt, tritt Gummiharz in Form einer dickflüssigen Substanz aus. Dieses Harz härtet innerhalb weniger Stunden an der Luft aus. Die Ernte erfolgt durch das Sammeln des am Baum getrockneten Harzes, letzteres wird als Myrrhe bezeichnet.
Inhaltsstoffe und pharmakologische Eigenschaften
Die Myrrhe wird aus dem Stamm und den Ästen von Commiphora myrrha gewonnen und enthält eine komplexe Mischung aus ätherischen Ölen (5 bis 10 %), Harzen (20 bis 40 %) und Gummi (30 bis 60 %). Einer der Hauptinhaltsstoffe ist das Furanosesquiterpen Furanoeudesma-1,3-dien.
Das Gummiharz besitzt vor allem adstringierende, antimikrobielle, entzündungshemmende, schmerzlindernde, blutungsstillende und desodorierende Eigenschaften, die man sich in der Medizin zunutze macht. Es ist als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zugelassen. Aus der Myrrhe wird mit Ethanol die Myrrhentinktur (Myrrhae tinctura) hergestellt, die als Ausgangsprodukt für die Verarbeitung in medizinischen Präparaten dient.
Anwendung und Nebenwirkungen
Myrrhentinktur oder Salben mit Myrrhenextrakt werden aufgrund ihrer oben genannten Eigenschaften äusserlich zur Behandlung kleinerer Wunden, Hautentzündungen und Furunkeln angewendet. Ebenfalls können leichtere Entzündungen im Mund- und Rachenraum gelindert werden, zum Beispiel auch in Form eines Mundgels oder einer Mundspüllösung.
Myrrhe wird traditionell zur Linderung von Verdauungsproblemen eingesetzt. Die Wirkstoffe können helfen, Magenkrämpfe zu beheben und die Verdauung zu fördern. In den letzten Jahren wurden wissenschaftliche Studien zur innerlichen Anwendung von Myrrhe bei Magen-Darm-Erkrankungen vorgenommen. Demnach zeigt Myrrhe bei der Therapie der Colitis ulcerosa, bei Blähungen, Durchfall und dem Reizdarmsyndrom positive Effekte.
Die äusserliche und innerliche Anwendung von Myrrhe gilt in moderaten Dosen als sicher. Zu den eher seltenen Nebenwirkungen zählen Hautreizungen und allergische Reaktionen.

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