Nagetiere sind anspruchsvolle Haustiere
Kaninchen und Co. gehören zu den Lieblingstieren von Kindern
Autor: DR. MED. VET. MATTHIAS SCHOLER
Kaninchen und Co. gehören zu den Lieblingstieren von Kindern. Viele Eltern sehen in diesen kleinen Fellnasen eine einfache Möglichkeit, den Wunsch nach einem Haustier zu erfüllen. Doch bevor man sich für Nagetiere oder Hasenartige als Haustiere entscheidet, sollte man sich gründlich über die Bedürfnisse der einzelnen Tierarten informieren, um schwerwiegende, haltungsbedingte Krankheitsfälle zu vermeiden.
Meerschweinchen, Degus, Hamster und Kaninchen haben etwas gemeinsam: Damit sie gesund bleiben, ist ein entsprechendes Fachwissen über Haltung, Fütterung, Parasitenkontrolle und Massnahmen zur Krankheitsprophylaxe Voraussetzung. Im Vergleich zu Hunden und Katzen brauchen diese Tiere für ihr Wohlergehen meist intensivere Pflege, vertieftes artenspezifisches Fachwissen und kontinuierliche Aufmerksamkeit. Dies ist jedoch vielen nicht bewusst, bevor sie sich einen kleinen Heimsäuger anschaffen.
Zudem werden Nager gerne Kindern in die Obhut gegeben, ohne sie entsprechend zu schulen und zu sensibilisieren. Da kleine Heimsäugetiere, aber auch Reptilien es sich kaum anmerken lassen, wenn sie Schmerzen haben oder krank sind, werden sie häufig entsprechend spät in einem Krankheitsprozess zu einer Fachperson gebracht. Folglich ist bei diesen Tierarten in Apotheken bei Behandlungsempfehlungen Vorsicht geboten, da sie durch eine Vorerkrankung bereits stark geschwächt sein können und nicht weitere Zeit vergehen sollte, bis eine Diagnose gestellt und eine Therapie eingeleitet wird.
Bei Inappetenz nicht zuwarten
Ein gutes Beispiel für ein häufig auftretendes Symptom, bei dem die Tiere unbehandelt an eine Tierarztpraxis überwiesen werden sollten, ist eine progrediente Inappetenz. Häufig sind Zahnprobleme der Grund für die Nahrungsverweigerung. Deren Behebung macht meist einen kurzen Eingriff unter Narkose nötig.
Die Backen- und Schneidezähne wachsen bei Kaninchen, Hasen, Meerschweinchen und Chinchillas lebenslang. Die kontinuierlich neu gebildete Schicht des Zahnschmelzes wird ausschliesslich durch Kaubewegungen abgetragen. Nur wenn die Tiere ausreichend lang kauen müssen, werden die Zähne genügend gekürzt. Ansonsten kann es zu Zahnfehlstellungen kommen oder es bilden sich äusserst scharfe Zahnkanten, die zu Verletzungen der Mundschleimhaut führen.
Voraussetzung für ein gesundes Gebiss ist bei Nagern und Hasenartigen eine artgerechte Fütterung mit einem hohen Rohfasergehalt, da damit die benötigte Kauarbeit sichergestellt wird.
Magendarm, Respiration und Harnapparat
Doch bei welchen Themen können Tierhaltende von kleinen Heimsäugetieren in Apotheken beraten werden? Verdauungsprobleme gehören zu den häufigsten Gesundheitsstörungen bei kleinen Heimsäugetieren wie Meerschweinchen und Co. Deshalb eignen sich zur Krankheitsprophylaxe ebenfalls spezifische Ergänzungsfuttermittel, die dank Prä- sowie Probiotika und einem hohen Ballaststoffanteil die Verdauung regulieren.
Zudem werden häufig phytotherapeutische Präparate, die entweder das Immunsystem aktivieren, die physiologischen Abwehrkräfte der Atemwege steigern oder den Harnapparat unterstützen, zur Gesunderhaltung eingesetzt.
Mein Floh ist auch dein Floh
Zoonose-Gefahr nicht unterschätzen
Da Nagetiere und Kaninchen meist in engem Kontakt mit uns Menschen und insbesondere Kindern leben, darf die latente Gefahr einer Keimübertragung (Bakterien, Viren, Parasiten) auf die Besitzer nicht vergessen werden. Dazu gehören unter anderem Hautpilze. So sind beispielsweise Meerschweinchen häufig stille Träger von Dermatophyten (meist Trichophyton mentagrophytes), die dann bei den Tierhaltenden zu einer Hauterkrankung führen. Deshalb sollte bei einer Beratung einer Person mit den typischen Symptomen eines Hautpilzbefalls immer auch nach allfälligen Haustieren gefragt werden.
Therapie mit Tierarzneimitteln
Generell ist von einem Einsatz von humanmedizinischen Heilmitteln bei Nagern abzuraten, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Egal, ob beim Meerschweinchen oder der Rennmaus: Bei der Dosierung eines Arzneimittels oder einem Ergänzungsfuttermittel muss die Dosierung immer aufs Körpergewicht angepasst werden.
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