Handerkrankungen unter der Lupe
Unsere Hände haben viele Aufgaben
Autor: CHRISTIANE SCHITTNY, APOTHEKERIN
Unsere Hände haben viele Aufgaben. Neben dem Greifen erfüllen sie weitere Funktionen, etwa als Tastorgan oder Kommunikationsmittel. Erkrankungen oder Verletzungen schränken oft die Beweglichkeit ein und verursachen Schmerzen.
Verletzungen der Hände kommen häufig vor, denn die Hände mit ihren vielen Knochen, Sehnen, Bändern und Muskeln sind empfindliche Gliedmassen. Ein Sturz auf die Hand birgt immer die Gefahr eines Bruchs, im Speziellen der Handwurzelknochen (hier meistens des Kahnbeins) oder der Finger. Auch Luxationen (Verrenkungen) eines Fingers sind nicht selten. Alltägliche Arbeiten im Haus, im Garten oder am Arbeitsplatz sowie Freizeitaktivitäten können zu Verletzungen führen, die unter Umständen die Funktion der Hände deutlich einzuschränken vermögen. Dazu gehören beispielsweise Schnitte, Bisse, Stiche oder Verbrennungen und Verbrühungen. Etwas grössere Handverletzungen sollen deshalb immer von einem erfahrenen Handchirurgen behandelt werden.
Neben Verletzungen gibt es einige Handerkrankungen, die ebenfalls unbedingt in die Hände von Fachpersonen gehören. Die wichtigsten sind untenstehend aufgeführt.
Arthrose
Eine Arthrose wird als fortschreitender Verschleiss der Gelenke definiert. Die Gelenkknorpel werden geschädigt und können ihre Pufferfunktion nicht mehr aufrechterhalten. Die darunterliegenden Knochen werden überbelastet. Sie kann entweder durch Degenerationsprozesse, als Folge von Verletzungen, durch Gelenkinfektionen oder Fehlstellungen und daraus folgenden örtlichen Falschbelastungen ausgelöst werden.
Bei einer Arthrose sind häufig die Hände mitbeteiligt, insbesondere das Daumensattelgelenk, das die Verbindung zwischen dem Mittelhandknochen des Daumens und der distalen Handwurzelreihe darstellt. Der Verschleiss dieses Gelenks wird als Rhizarthrose bezeichnet. Die häufigsten Symptome sind Schwellungen und Schmerzen, aber auch Zysten an den Fingergelenken sowie Knochenwucherungen (Heberden- und Bouchard-Knötchen).
Zur Schmerzlinderung und Erhaltung der Beweglichkeit empfehlen sich spezifische Bewegungsübungen. Mit Schienen (Orthesen) können Verformungen verhindert werden. Neben nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) helfen darüber hinaus Infiltrationen der kleinen Gelenke der Hand mit Kortikosteroiden. Insbesondere bei einer fortgeschrittenen Rhizarthrose ist eine Operation meist sehr erfolgreich.
Rheumatoide Arthritis
Diese Erkrankung wird auch als chronische Polyarthritis bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine entzündliche Autoimmunerkrankung, die grundsätzlich alle Gelenke betreffen kann. Sie befällt oft die Finger- und Handgelenke, typischerweise symmetrisch. Es kommt zu entzündlichen Veränderungen der Gelenksinnenhaut und der Sehnenscheiden, die Gelenke sind geschwollen und fühlen sich oft warm an. Auf Dauer können die Gelenke zerstört werden und Fehlstellungen entstehen.
Die Diagnose erfolgt durch eine ausführliche Anamnese, klinische, labortechnische (Nachweis rheumatoider Entzündungsfaktoren) und bildgebende Methoden wie etwa MRI. Die Therapie besteht aus der Verabreichung spezifischer Antirheumatika, aus physikalischen Massnahmen wie Physio- oder Ergotherapie und gegebenenfalls aus chirurgischen Verfahren. Je nach Stadium der Erkrankung kommen verschiedene Operationen infrage. Dabei werden präventive, palliative und rekonstruktive operative Eingriffe unterschieden. Sie reichen von der Entfernung kranken und wuchernden Gewebes (Synovektomie) über eine Gelenkversteifung (Arthrodese) bis hin zu einer Implantation eines künstlichen Gelenks (Endoprothetik).
Karpaltunnelsyndrom (CTS)
Der Karpaltunnel befindet sich an der Innenseite von Handgelenk und Handwurzel und wird von Knochen und Bindegewebe begrenzt. Durch diesen Kanal verlaufen Sehnen und der Mittelnerv (Nervus medianus), der für die Empfindungsfähigkeit und Beweglichkeit des Daumenballens und Teilen der anderen Finger verantwortlich ist. Durch Druck und Überbelastung des angrenzenden Gewebes kann der Nerv eingeengt werden, was auf Dauer zu einer Schädigung führt.
Erste Symptome sind Taubheitsgefühle in den Fingern, die vermehrt nachts auftreten, Muskelschwäche und eine eingeschränkte Funktionstüchtigkeit der Hände. Es können auch heftige Schmerzen auftreten, die manchmal bis in die Schultergegend ausstrahlen. Die Diagnose erfolgt aufgrund der typischen Beschwerden sowie durch die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit oder durch ein MRI.
Sind die Beschwerden nicht allzu stark, helfen Schienen, die verhindern, dass das Gelenk nachts abknickt. Kortisonspritzen in den Karpaltunnel lindern die Beschwerden vorübergehend. Andere Methoden wie etwa Akupunktur oder eine Ultraschalltherapie können hilfreich sein. Bei starken Beschwerden kommt ein chirurgischer Eingriff infrage: Dabei wird das Karpalband, das die Handwurzelknochen quer überspannt, durchtrennt, damit der Mittelnerv entlastet wird.
Tendovaginitis
Hierbei handelt es sich um die relativ häufig anzutreffende Sehnenscheidenentzündung. An manchen Stellen im Körper sind die Sehnen von schützenden Hüllen aus Bindegewebe, den Sehnenscheiden, umgeben, so auch an der Hand. Bei akuten Über- oder chronischen Fehlbelastungen der Sehnen, bei monotonen, immer wiederkehrenden Bewegungsabläufen oder infolge von Grunderkrankungen wie Rheuma, Gicht oder Arthrose können sich diese Strukturen entzünden.
In den meisten Fällen reichen eine Anamnese und eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) aus, um die Diagnose zu stellen. Eine akute Tendovaginitis heilt oft nach einigen Tagen vollständig aus, wenn die Hand geschont, die auslösende Bewegung vermieden und mit nichtsteroidalen Antirheumatika oder Kühlung behandelt wird. Eine chronische Sehnenscheidenentzündung kann in vielen Fällen ebenfalls konservativ behandelt werden, etwa durch physiotherapeutische Übungen, Elektrotherapie, die Gabe von Analgetika oder die Injektion von Kortikoiden. Zeigen diese Methoden ungenügenden Erfolg, kann eine oft ambulant durchführbare Operation helfen.
Ganglionzyste
Im Volksmund wird diese Handerkrankung auch «Überbein» genannt. Dabei handelt es sich um eine Schwellung, die im Weichgewebe des Handgelenks oder der Finger auftritt. Die Zyste ist mit einer gelartigen Flüssigkeit gefüllt und gutartig. Allerdings kann sie Schmerzen auslösen. Eine Ganglionzyste kann spontan oder infolge von Verletzungen oder chronischem Druckreiz entstehen. Wenn sie sich nicht von allein zurückbildet, kann sie gut und schonend durch einen kleinen chirurgischen Eingriff entfernt werden.
Gicht
Gicht ist eine Störung des Purin-Stoffwechsels, die überwiegend Männer betrifft. Durch den erhöhten Harnsäurespiegel bilden sich Harnsäurekristalle, die sich in den Gelenken ablagern und dort Entzündungen und starke Schmerzen auslösen. Die betroffenen Handgelenke schwellen deutlich an, sind überwärmt, gerötet und sehr druckempfindlich. Bei Verdacht auf Gicht sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden, um die Erkrankung adäquat behandeln zu können.
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