Fasten

Wohltat für Körper und Seele

Autor: CHRISTIANE SCHITTNY, APOTHEKERIN

Beim Fasten wird während einer klar begrenzten Zeit vollständig oder teilweise auf eine Nahrungsaufnahme verzichtet. Diese Praxis hat in zahlreichen Kulturen und Religionen eine lange Tradition. Heutzutage rückt das gesundheitliche Potenzial des Fastens zunehmend in den Fokus.

Es gibt zahlreiche Formen des Fastens, die sich in Dauer, Strenge und Zielsetzung unterscheiden. Zu den gängigsten Methoden zählen das Intervallfasten, Wasserfasten, Heilfasten, Intervallfasten sowie religiöse Fasten.

  • Das Intervallfasten wird ebenfalls als intermittierendes Fasten bezeichnet. Dabei wird in bestimmten Zeitfenstern Nahrung aufgenommen und in anderen vollständig auf Nahrung verzichtet. Typische Varianten sind das 16:8-Muster (16 Stunden fasten, 8 Stunden essen) und das 5:2-Modell (5 Tage normales Essen, 2 Tage kalorienarme Kost).
  • Beim Wasserfasten wird über einen längeren Zeitraum (mehrere Tage bis Wochen) ausschliesslich Wasser getrunken, eine Aufnahme von Kalorien findet nicht statt.
  • Beim Heilfasten handelt es sich um eine strukturierte Fastenform, die therapeutisch – meist unter ärztlicher Aufsicht – genutzt wird. Hierzu zählt beispielsweise das Buchinger-Fasten, das neben Wasser auch Brühen, Tees und verdünnte Säfte erlaubt.
  • Das Saftfasten besteht in der Aufnahme von kalorienarmen, frisch gepressten Obst- und Gemüsesäften, die den Körper während der Fastenkur mit Nährstoffen versorgen.
  • In vielen Religionen kennt man das religiöse Fasten zu festgelegten Zeiten. Beispiele sind die christliche Fastenzeit vor Ostern, der muslimische Ramadan oder das jüdische Jom Kippur.

Wirkungen auf den Körper

Fasten beeinflusst den Körper in mehrfacher Hinsicht. Das sind die wichtigsten Wirkmechanismen:

  • Autophagie: Fasten aktiviert die Autophagie, einen Prozess, bei dem beschädigte Zellbestandteile abgebaut und recycelt werden. Dieser Mechanismus spielt eine wichtige Rolle bei der Zellreparatur und wird als eine Möglichkeit zur Prävention altersbedingter Erkrankungen angesehen.
  • Insulinempfindlichkeit: Beim Fasten sinkt der Insulinspiegel im Blut, was die Insulinempfindlichkeit erhöht und den Blutzuckerspiegel stabilisiert. Dies ist besonders relevant für die Prävention von Typ-2-Diabetes.
  • Ketogenese: Wenn dem Körper keine Nahrung zugeführt wird, greift er auf seine Fettreserven zurück und schaltet von Glukose als primäre Energiequelle auf Ketonkörper um, die aus Fettsäuren gebildet werden. Dies hat neuroprotektive Effekte und fördert die Energieversorgung des Gehirns.
  • Gewichtsreduktion: Fasten, insbesondere längeres und intermittierendes Fasten, regt den Körper an, Fett als Hauptenergiequelle zu nutzen. Studien deuten darauf hin, dass Fasten den Fettabbau effizienter fördert als herkömmliche Diäten mit Kalorienrestriktion und dabei gleichzeitig die Muskelmasse besser erhalten kann.
  • Entzündungshemmung: Fasten senkt die Produktion proinflammatorischer Zytokine, fördert antientzündliche Prozesse und verbessert die Immunfunktion. Dies kommt insbesondere Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen zugute.
  • Konzentration: Viele Fastende erleben eine gesteigerte Wachheit und Konzentrationsfähigkeit. Dies wird auf die Bildung von Ketonen und die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin zurückgeführt.
  • Emotionale Stabilität: Fasten kann das emotionale Wohlbefinden fördern, möglicherweise durch die Regulierung von Hormonen wie Serotonin. In einigen Studien wird auch von einer Verbesserung der Stimmung und der Reduktion von Stress berichtet.

Zielgruppen und Kontraindikationen

Fasten wird zunehmend als Strategie zur Förderung der Gesundheit und Prävention von chronischen Erkrankungen anerkannt. Die Frage, für wen Fasten geeignet ist, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab, einschliesslich des allgemeinen Gesundheitszustands, bestehender Erkrankungen und der Art des Fastens. Aus den oben erwähnten Wirkungen auf den Körper ergeben sich folgende Hauptzielgruppen: Erwachsene mit metabolischem Syndrom, sprich mit Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen, Menschen mit entzündlichen Erkrankungen und gesunde Erwachsene zur Prävention und Gesundheitsförderung.

Es gibt Gruppen, die in bestimmten Situationen von Fasten profitieren können, jedoch eine sorgfältige Abwägung und ärztliche Begleitung benötigen. Dazu gehören etwa übergewichtige Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit Diabetes Typ 2. Bei der ersten Gruppe ist Vorsicht geboten, weil junge Menschen einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, der gedeckt werden muss, und weil sie leichter Essstörungen entwickeln können. Bei den Diabetikern ist eine gute Überwachung des Blutzuckerspiegels nötig, da Fasten den HbA1c-Wert (Langzeitblutzucker) senken kann und damit der Bedarf an blutzuckersenkenden Medikamenten sinkt. Es drohen Hypoglykämien.

Für Personen mit Essstörungen, für Schwangere und stillende Frauen, Menschen mit Untergewicht und Mangelernährung oder Personen mit bestimmten Vorerkrankungen ist Fasten nicht geeignet und kann gesundheitliche Schäden verursachen.

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