Atemwege
Versorgen den Körper mit dem lebensnotwendigen Gas Sauerstoff
Autor: DR. ALEXANDER VÖGTLI, APOTHEKER
Die Atemwege sind deshalb so wichtig, weil sie den Körper mit dem lebensnotwenigen Gas Sauerstoff versorgen. Es wird in den Mitochondrien für die Bildung des universellen Energieträgers ATP verwendet, der in jeder Zelle benötigt wird.
Wenn wir uns überlegen, was der Mensch zum Überleben braucht, denken wir meistens zuerst an das Trinken und Essen. Erst später fällt uns ein, dass wir nicht nur das flüssige Wasser und feste Nahrungsmittel, sondern auch ein Gas benötigen.
Sauerstoff
Das chemische Element Sauerstoff (O2) ist farblos, geruchlos und geschmacklos und kommt in der Luft zu etwa 21 Prozent vor.
Der Grund für seine Bedeutung liegt einerseits darin, dass der Sauerstoff in den Mitochondrien als Oxidationsmittel für die Herstellung des Energieträgers ATP (Adenosintriphosphat) benötigt wird. ATP speichert in allen Zellen Energie und setzt sie bei Bedarf frei, zum Beispiel bei Muskelbewegungen, im Darm und im Nervensystem. Andererseits ist Sauerstoff eines der sechs Elemente, aus denen der Körper zu über 97 Prozent aufgebaut ist, nämlich, in absteigender Reihenfolge: Sauerstoff (O), Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Stickstoff (N), Calcium (Ca) und Phosphor (P).
Die Bedeutung des Sauerstoffs zeigt sich auch im folgenden Vergleich: Ohne Nahrung können wir mehrere Wochen, ohne Wasser mehrere Tage und ohne Sauerstoff nur einige Minuten überleben.
Der Fachbegriff für einen Sauerstoffmangel, der den ganzen Körper betrifft, lautet Hypoxie. Bei einer Hypoxämie zirkuliert zu wenig Sauerstoff im Blut.
Fallbeispiel Schlafapnoe
Ein wichtiges Beispiel für die Auswirkungen eines Sauerstoffmangels ist die obstruktive Schlafapnoe. Weil sie während des Schlafens auftritt, fällt sie den Betroffenen zunächst selbst überhaupt nicht auf, was naturgemäss die Erkennung und die Diagnose erschwert. Es sind die Partnerinnen oder Partner, die sich über ein störendes Schnarchen und seltsame Geräusche beklagen. Auch das führt häufig noch nicht zu einer Beunruhigung, weil Schnarchen zwar als etwas Lästiges, aber auch als sehr Banales und nicht als Krankheit angesehen wird.
Tatsächlich ist eine Schlafapnoe aber sehr besorgniserregend. Denn aufgrund einer Entspannung der Muskulatur und des Gewebes im Rachen verschliessen sich die oberen Atemwege. Dies gilt sowohl für den Eintritt der Luft über den Mund als auch über die Nase. Die Folge sind nächtliche Atemaussetzer und ein vorübergehender Sauerstoffmangel. Glücklicherweise registriert dies der Körper relativ schnell, veranlasst eine Stressreaktion und lässt die Betroffenen nach Luft schnappen. Solche Episoden kommen während des Schlafs unzählige Male vor und beeinträchtigen die Erholung, was nachts zu Schlafstörungen und tagsüber zu Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führt.
Die Schlafapnoe kann viele Komplikationen auslösen, die den ganzen Körper betreffen. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine Fettleber, ein Tinnitus und ein Diabetes. Das zeigt exemplarisch deutlich die desaströsen Folgen eines Sauerstoffmangels für die Zellen und Organe auf.
Die Diagnose erfolgt in der Regel in einem Schlaflabor, wo die Betroffenen übernachten und verschiedene Parameter gemessen werden. Heute kann eine solche Untersuchung auch zu Hause stattfinden. Für die Behandlung wird die CPAP-Atemtherapie mit dem Tragen einer Maske empfohlen. Als Mittel der zweiten Wahl können Zahnschienen getragen werden, die den Unterkiefer leicht nach vorne schieben. Sie werden in zahnärztlicher Therapie angepasst.
Wann immer Sie in der Apotheke Produkte gegen das Schnarchen verkaufen, seien es Nasenpflaster, Schnarchsprays oder Ohrstöpsel, sollten sie immer auf die Schlafapnoe und ihre Risiken aufmerksam machen. Wie bereits erwähnt, ist auch die Müdigkeit ein wichtiges Symptom der Schlafapnoe.
Pulsoxymeter und Sauerstoffsättigung
Eine einfache, kostengünstige und nichtinvasive Methode für die Messung der Sauerstoffversorgung des Körpers und die Beurteilung der Atemfunktion ist die Verwendung eines Pulsoxymeters. Es bestimmt neben der Herzfrequenz den sogenannten SpO2-Wert, die Sauerstoffsättigung. Es handelt sich um ein Mass für die Belegung des Hämoglobins im arteriellen Blut mit Sauerstoff.
Falls Sie in der Apotheke noch kein Pulsoxymeter verwenden, sollten Sie sich für Ihren Beratungsraum unbedingt eines anschaffen. Es lässt sich bei vielen Atemproblemen einsetzen, zum Beispiel bei einem Husten, Keuchen oder einer Bronchokonstriktion.
Der normale SpO2-Wert liegt zwischen 95 und 100 %. Werte zwischen 90 und 95 % sind grenzwertig und unter 90 % liegt eine kritische Unterversorgung vor. Bei Werten unter 80 % ist aufgrund der Zyanose eine sofortige ärztliche Behandlung erforderlich. Falsche Nägel, Nagellack, Tattoos, eine Hyperpigmentierung, kalte Hände und Gefässkrankheiten können zu einer falschen Messung führen. Die Hände sollen während der Messung nicht bewegt und es soll nicht gezittert werden.
Verbesserung der Atmung mit Medikamenten
Um die Atemfunktion und die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff zu verbessern, werden zahlreiche Medikamente eingesetzt.
Sauerstoff wird vorwiegend in der Notfallmedizin und in Krankenhäusern verwendet, zum Beispiel bei Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufs, bei Schockzuständen und in der Anästhesie.
Das Stresshormon Adrenalin verbessert die Atmung, indem es die Bronchien erweitert und die Atemfrequenz erhöht. Von Adrenalin sind die Sympathomimetika abgeleitet, die in Form von Nasensprays, Kapseln und Inhalatoren verabreicht werden und eine längere Wirkdauer haben. Einige Beispiele sind Xylometazolin, Oxymetazolin, Phenylephrin, Salbutamol, Salmeterol, Indacaterol und Vilanterol.
Der Effekt von Adrenalin kann indirekt auch erzielt werden, indem die Wirkungen des Parasympathikus aufgehoben werden. Deshalb werden für die Behandlung auch Parasympatholytika verwendet. Sie stammen ursprünglich von Atropin ab, dem Gift der Tollkirsche und des Stechapfels. Zu ihnen gehören Ipratropiumbromid, Aclidiniumbromid und Glycopyrroniumbromid.
Weitere Beispiele sind:
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