Heilpflanzen

Mariendistel

Autor: MARTIN SAURER

Um den Namen «Mariendistel» rankt sich eine alte Legende: Demnach sollen beim Stillen des Jesuskindes ein paar Tropfen Milch auf die Blätter der Pflanze gefallen sein, wodurch die charakteristischen weissen Flecken entstanden. Die Marienmilch wurde so zum Namensgeber der Heilpflanze.

Die Mariendistel (neue lateinische Bezeichnung Silybum marianum, ehemaliger Name Carduus marianus) wird seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen wegen ihrer medizinischen Wirkung geschätzt. Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem Mittelmeerraum, ist aber mittlerweile in vielen Teilen der Welt anzutreffen. Aufgrund ihrer Eigenschaften als Heilpflanze wird sie heute vielerorts angebaut.

«Aufgrund ihrer Eigenschaften ist eine der Hauptanwendungen der Heilpflanze die Unterstützung der Leberfunktion bei Lebererkrankungen wie etwa einer Entzündung oder Zirrhose.»

Habitus

Bei der Mariendistel handelt es sich um eine Pflanze, die zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehört. Diese Pflanzenfamilie beinhaltet einige weitere bekannte Heilpflanzen, zu denen beispielsweise auch Arnika, Sonnenhut (Echinacea) oder Löwenzahn gehören. Die Mariendistel ist – wie der Name schon sagt – eine Distelart, die durch ihre grossen, gezackten Blätter und ihre schönen, violetten Blüten gekennzeichnet ist. Sie wächst bis zu zwei Meter hoch und bevorzugt sonnige Standorte mit gut durchlässigen Böden. Trockenheit verträgt sie gut.

Inhaltsstoffe

Die neue botanische Bezeichnung Silybum ist Namensgeber für die wichtigsten Wirkstoffe der Heilpflanze. Das Wirkstoffgemisch, das hauptsächlich in den Früchten vorkommt und zu grossen Teilen aus den Flavonoiden Silybin (Silibinin), Silychristin und Silydianin besteht, wird im Ganzen auch als Silymarin bezeichnet. Die Substanzen wirken stark antioxidativ und werden mit verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht, speziell im Zusammenhang mit der Leber.

Anwendungsgebiete

Aufgrund dieser Eigenschaften ist eine der Hauptanwendungen der Heilpflanze die Unterstützung der Leberfunktion bei Lebererkrankungen wie etwa einer Entzündung oder Zirrhose. Bei toxischen Leberschädigungen greift man ebenfalls auf die Heilpflanze zurück. Viele Studien weisen darauf hin, dass die Inhaltsstoffe entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzen, was den positiven Effekt auf die Leber erklärt: Die Leberzellen werden geschützt und regenerieren sich. Darüber hinaus zeigen neuere Forschungsergebnisse, dass die Mariendistel darüber hinaus einen positiven Einfluss auf die Senkung des Cholesterinspiegels, die Verdauung und das Immunsystem haben könnte.

Verwendung

Aus den Trockenextrakten der Mariendistel werden Arzneimittel wie Tabletten, Tropfen oder Kapseln hergestellt. Um den Wirkstoffspiegel auf möglichst konstantem Niveau zu halten, werden die Medikamente in der Regel mehrmals täglich eingenommen. Die wirksame Tagesdosis liegt bei 200 bis 400 Milligramm Silymarin. In der Akuttherapie kann diese Dosis auf 800 Milligramm gesteigert werden, aufgeteilt auf drei bis vier Dosen. Der ideale Einnahmezeitpunkt liegt jeweils fünf bis zehn Minuten vor den Mahlzeiten.

In der Homöopathie findet die Mariendistel ebenfalls Anwendung, auch hier zur regenerativen und entgiftenden Unterstützung bei Lebererkrankungen. Im Allgemeinen werden die Wirkstoffe gut vertragen. Von einer Einnahme während der Schwangerschaft und Stillzeit wird jedoch mangels ausreichender Studien abgeraten.

Mariendisteltee

Traditionell wird das getrocknete Kraut der Heilpflanze als Tee zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden wie zum Beispiel Blähungen oder Völlegefühl verwendet. In den Blättern der Arzneipflanze ist nur wenig Silymarin enthalten, deshalb werden in fertigen Teemischungen oft zusätzlich getrocknete und zerquetschte Früchte zugesetzt, deren Wirkstoffe sich leicht in heissem Wasser extrahieren lassen. Trotzdem ist der Wirkstoffgehalt deutlich geringer als in Tabletten oder Tropfen. Für eine leberwirksame Therapie ist ein Tee deshalb nicht geeignet.

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