Akne inversa

Erkrankung mit sehr hohem Leidensdruck

Autor: KLAUS DUFFNER

Die schwer zu behandelnde chronische Hauterkrankung tritt hauptsächlich in der Genital- und Analregion, der Leistengegend und unter den Achselhöhlen auf und führt zu schmerzhaften, eitrigen Abszessen, Fisteln und Narben. Für die Betroffenen ist dies häufig seelisch stark belastend.

Die meisten Jugendlichen werden irgendwann in der Pubertät von der «gewöhnlichen Akne» (Acne vulgaris) geplagt. Sie kann zwar sehr unangenehm sein, klingt aber zumeist nach der Pubertät wieder ab. Eine weitaus schwerere Form ist die Acne inversa (oder Hidradenitis suppurativa), die zumeist erst nach der Pubertät im frühen Erwachsenenalter auftritt.

Lange Verzögerung bis zur Erstdiagnose

Typisch für die Acne inversa sind schmerzhafte, rote Hautknötchen, die sich zu eitrigen Abszessen entwickeln und irgendwann aufbrechen können. Nicht selten entstehen verzweigte, röhrenförmige Gänge (Fisteln), die dann ebenfalls an der Hautoberfläche ausmünden und ein übel riechendes Sekret absondern. Nach der Abheilung der Entzündungen bleibt nicht selten ein Narbengewebe zurück. Acne inversa tritt vor allem an Körperregionen mit Hautfalten auf, aber auch an Hautpartien, die beispielsweise beim Gehen aneinanderreiben. Dazu zählen hauptsächlich die Genital- und Analregion, die Leistengegend und die Achselhöhlen. Unter der weiblichen Brust oder an der Innenseite der Oberschenkel sind genauso solche Entzündungen möglich. Die Betroffenen stehen durch Schmerzen, Eiter, Absenzen am Arbeitsplatz, Schlaflosigkeit, Schamgefühle, schwierige Partnerschaft und Probleme mit der Sexualität häufig unter enormem Leidensdruck. Trotzdem zögern viele Patienten und Patientinnen oft aus Scham sehr lange, bis sie einen Facharzt aufsuchen. So dauert es im Durchschnitt etwa sechs Jahre zwischen dem Auftreten der ersten Beschwerden bis zur korrekten klinischen Diagnose.

Immunsystem reagiert mit Entzündung

Die Ursachen dieser schweren Erkrankung sind noch nicht bekannt. Immer deutlicher wird jedoch, dass es sich dabei nicht um eine reine Hauterkrankung handelt, sondern eher um einen vom ganzen Organismus ausgehenden entzündlichen Prozess. Am Anfang stehen dabei Verhornungsstörungen in den leicht entzündeten Haarfollikeln. Sie führen dazu, dass die Einmündungsstellen von benachbarten Talg- und Schweissdrüsen verstopfen. Der eigentliche Akne-Prozess beginnt, wenn die Wand der Haarfollikel reisst und das angeborene Immunsystem mit einer aktiven Entzündung und Eiterbildung reagiert. Dabei wird eine grosse Zahl von Abwehrzellen freigesetzt, was durch den Einfluss von Fremdkörpern noch verstärkt wird. Auch Komedonen («Mitesser») sind an der Krankheitsentstehung beteiligt. So können sich gangartige Verbindungen zwischen den «Mitessern» zu Fisteln auswachsen. Die Schweissdrüsen sind zwar in das entzündliche Geschehen einbezogen, die Ursache für die Acne inversa sind diese Drüsen allerdings nicht. Zwar scheint es eine genetische Veranlagung zu geben, als Auslöser oder verstärkende Faktoren gelten jedoch Rauchen, Fettleibigkeit, übermässiges Schwitzen und die mechanische Reizung der Haut.

Medikamente und Operation

Nach einer sehr ausführlichen Abklärung beim Hautarzt, bei der unter anderem eine Hautuntersuchung, Abstriche und eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Im Vordergrund steht dabei zuallererst die Bekämpfung der Entzündung mit einer Basistherapie. Prinzipiell lassen sich zwei Formen der Behandlung unterscheiden, nämlich Medikamente und Operationen. Je nachdem welcher Schweregrad der Erkrankung vorliegt, können lokale oder systemische Antibiotika, topische Glucocorticosteroide, Biologika und eine Reihe weiterer Substanzen zur Anwendung kommen. Begleitend werden die Herde einzeln oder flächig operativ entfernt. Allerdings sollte niemals eine OP durchgeführt werden, ohne dass zuvor die Entzündung unter Kontrolle gebracht wurde. Neben diesen Behandlungen zeigt die Umstellung der Lebensführung mit gesunder Ernährung, einem Rauchstopp und Bewegung zusätzlich einen positiven Effekt. Die Acne inversa lässt sich zwar nicht vollkommen heilen, durch adäquate Behandlungen können die Beschwerden jedoch deutlich gebessert werden.

Newsletter

Jetzt anmelden!