Tropenkrankheiten und deren Schutzmassnahmen
Viele Tropenkrankheiten werden durch Mücken übertragen
Autor: Rebekka Thöni Tobler
Die meisten Tropenkrankheiten werden durch Mücken übertragen. Um sich effektiv zu schützen, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert: Impfungen, Chemoprophylaxe, stichfeste Kleidung, imprägnierte Moskitonetze und Repellentien. Diese Strategien helfen, das Risiko einer Infektion zu minimieren und einen sicheren Aufenthalt in tropischen Regionen zu gewährleisten.
Tropenkrankheiten sind Infektionskrankheiten, die überwiegend in tropischen und subtropischen Gebieten vorkommen, insbesondere in Teilen von Südamerika, Afrika und Asien. Zu den häufigsten Tropenkrankheiten zählen Malaria, Gelbfieber, Denguefieber, Chikungunyafieber und die Zika-Virusinfektion. Auch die Reisediarrhö ist in tropischen Ländern ein ernstzunehmendes Risiko. Sie wird durch Viren, Bakterien oder Parasiten aus ungenügend gekochtem Essen und verunreinigtem Wasser verursacht und kann lebensbedrohliche Folgen haben.
Malaria: Ursachen, Übertragung und Risikogruppen
Malaria tritt in tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente ausser Australien auf. Etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung leben in Endemiegebieten. Jährlich erkranken schätzungsweise 200 Millionen Menschen an Malaria, und etwa 600.000 Menschen sterben daran – drei Viertel dieser Todesfälle betreffen Kinder unter fünf Jahren.
Übertragungsweg und Erreger
Die Übertragung von Malaria erfolgt durch blutsaugende weibliche Stechmücken der Gattung Anopheles, die den Parasiten Plasmodien mit ihrem Speichel übertragen. Plasmodien sind intrazelluläre Parasiten, die sich asexuell in Leberzellen und Erythrozyten des Menschen vermehren. In der weiblichen Anophelesmücke erfolgt anschliessend eine sexuelle und asexuelle Fortpflanzung. Es gibt mehrere Arten von Plasmodien, die beim Menschen Malaria auslösen können.
Erreger | Inkubationszeit | Krankheit | Symptome |
Plasmodium falciparum | 7–15 Tage | Malaria tropicana | Kontinuierliches Fieber, schnell lebensbedrohlich |
Plasmodium ovale und vivax | 12–18 Tage | Malaria tertiana | 48 h Fieberrhythmus |
Plasmodium malariae | 18–40 Tage | Malaria quartana | 72 h Fieberrhythmus |
Plasmodium knowlesi | 10–12 Tage | Malaria quotidiana (Südostasien) | 24 h Zyklusdauer, sehr schnell lebensbedrohlich |
Symptome, Diagnose und Therapie von Malaria
Malaria beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen und leichtem Fieber bis 38,5 °C. Das klinische Bild wird durch den Zerfall der Erythrozyten bestimmt und kann besonders schnell dramatisch werden, insbesondere bei Malaria tropicana und Malaria knowlesi.
Ein wichtiger Grundsatz lautet: Jedes Fieber ab dem siebten Tag nach erstmaligem Betreten eines Malariagebiets, das ohne erkennbare Ursache auftritt, ist als Malaria anzusehen, bis das Gegenteil bewiesen wurde! Die Diagnose erfolgt durch einen Blutausstrich, bekannt als der „dicke Tropfen“, sowie durch verschiedene Schnelltests und, wenn möglich, den direkten Nachweis von Parasiten im Blut.
Die Therapie von Malaria erfolgt häufig stationär und oft intensivmedizinisch. Die Behandlung umfasst verschiedene Medikamente, die je nach Chemoprophylaxe und Resistenzlage eingesetzt werden, darunter:
- Riamet® (Artemether/Lumefantrin)
- Malarone® (Atovaquon/Proguanil)
- Artesunat (i.v., in der Schweiz nicht registriert)
- Artesunat (i.v., in der Schweiz nicht registriert)
- Chinin, Chloroquin, Doxycyclin, Mefloquin, Primaquin und weitere.
Prophylaxe gegen Malaria
Die Chemoprophylaxe oder das Mitführen einer Notfalltherapie ist entscheidend, abhängig von der epidemiologischen Lage und den Resistenzen im jeweiligen Gebiet. Bislang gibt es keine wirksame Schutzimpfung gegen Malaria.
Zusätzlich sollte immer eine Expositionsprophylaxe praktiziert werden. Dazu gehören:
- Das Tragen von langer Kleidung
- Die Anwendung von Repellentien wie DEET, Icaridin und EBAAP
- Die Nutzung von imprägnierten Moskitonetzen (z. B. mit Permethrin)
Diese Massnahmen tragen erheblich dazu bei, das Risiko einer Malaria-Infektion zu minimieren.
Gelbfieber: Übertragung und Vorkommen
Gelbfieber ist eine Virusinfektion, deren Reservoir im silvatischen Zyklus zwischen Überträgermücken und Affen im Regenwald zirkuliert. Der Mensch spielt keine Rolle für die Aufrechterhaltung dieses Zyklus.
Vorkommen: Gelbfieber tritt in Südamerika und Afrika auf, während Asien und Australien gelbfieberfrei sind.
Übertragungsweg und Erreger von Gelbfieber
Gelbfieber wird durch infizierte, tag- und nachtaktive Mücken der Gattungen Aedes, Sabethes und Haemagogus übertragen. Diese Mücken stechen bevorzugt in den frühen Morgenstunden und übertragen das Gelbfiebervirus. (Genus Flaviviren)
Symptome, Diagnose und Therapie von Gelbfieber
Die Inkubationszeit für Gelbfieber beträgt in der Regel 3–6 Tage, kann jedoch selten bis zu 10 Tage dauern. Milde Verläufe der Krankheit zeigen grippeähnliche Symptome. Schwere Verläufe können in verschiedenen Phasen auftreten und beinhalten:
- Fieber
- Erbrechen
- Gerinnungsstörungen
- Nierenfunktionsstörungen
- Leberfunktionsstörungen
Die Letalität kann zwischen 20 und 60 Prozent liegen, was Gelbfieber zu einer potenziell schweren Erkrankung macht. Es gibt derzeit keine kausale Therapie für Gelbfieber.
Prophylaxe gegen Gelbfieber
Um sich vor Gelbfieber zu schützen, sollten folgende Massnahmen beachtet werden:
- Expositionsprophylaxe, auch tagsüber
- Schutzimpfung: Eine Impfung mit attenuiertem Lebendvirus (z. B. Stamaril®) wird empfohlen und ist in einigen Ländern sogar eine Vorschrift für die Einreise.
Denguefieber: Informationen, Übertragung und Prophylaxe
Denguefieber ist eine Virusinfektion, deren Reservoir der Mensch und die Mücken sind. Die Krankheit ist in über 125 Ländern endemisch, insbesondere in Südostasien (ca. 70 % der Krankheitsfälle), sowie in Afrika, Amerika, dem östlichen Mittelmeerraum und dem Westpazifik. Der Hauptüberträger des Dengue-Virus (Genus Flaviviren) ist die weibliche Gelbfiebermücke (Aedes aegypti), gelegentlich auch die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). Diese Mücken brüten in Baumlöchern, Bromelien und in von Menschen geschaffenen Behältnissen wie Eimern, Regenwasserabläufen und Altreifen.
Symptome, Diagnose und Therapie
Die Inkubationszeit beträgt meist 4–7 Tage, kann aber auch 3–15 Tage dauern. Die meisten Fälle sind asymptomatisch oder zeigen nur leichte Verläufe. Denguefieber kann sich jedoch auch als schwere, grippeähnliche Krankheit äussern, die Säuglinge, Kleinkinder und Erwachsene betrifft.
Typische Symptome sind:
- 2–7 Tage hohes Fieber über 40 °C
- Kopfschmerzen
- Schmerzen hinter den Augen
- Übelkeit
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Knotig-fleckiger Hautausschlag
- In seltenen Fällen können schwere Blutungen und Schock auftreten, die zum Tod führen können.
Die Erstdiagnose erfolgt häufig mit Schnelltests. Es gibt keine spezifische Therapie. Patienten benötigen Ruhe, viel Flüssigkeit und Elektrolyte und können Paracetamol gegen Fieber und Schmerzen einnehmen (NSAR sollten vermieden werden, da sie blutverdünnend wirken).
Prophylaxe
Um sich vor Denguefieber zu schützen, sollten folgende Massnahmen ergriffen werden:
- Expositionsprophylaxe, auch tagsüber
- Evtl. Schutzimpfung (Dengvaxia®)
Zikavirus-Infektion
Zikavirus ist in Asien, Afrika und Amerika verbreitet.
Übertragungsweg und Erreger
Das Zikavirus wird durch Stechmücken der Gattung Aedes (insbesondere Gelbfieber- und asiatische Tigermücke) beim Blutsaugen übertragen. Zudem können Männer das Virus beim Geschlechtsverkehr weitergeben.
Symptome, Diagnose und Therapie
Die häufigsten Symptome einer Zikavirus-Infektion sind:
- Fieber
- Hautausschlag
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Bindehautentzündung
In der Regel sind die Symptome mild und dauern nur wenige Tage. Eine Infektion während der Schwangerschaft kann jedoch zu Missbildungen beim Kind führen, insbesondere zu einer Unterentwicklung des Kleinhirns und reduzierten geistigen Fähigkeiten.
Prophylaxe
Um sich vor einer Zikavirus-Infektion zu schützen, ist eine Expositionsprophylaxe empfehlenswert, auch tagsüber.
Chikungunya
Chikungunya kommt in Afrika, Indien, sowie auf den Inseln des Indischen Ozeans und in Asien vor.
Übertragungsweg und Erreger
Das Chikungunya-Virus wird ebenfalls durch Stechmücken der Gattung Aedes (Gelbfieber- und asiatische Tigermücke) beim Blutsaugen übertragen.
Symptome, Diagnose und Therapie
Die Inkubationszeit beträgt 1–12 Tage, während die Krankheitsdauer in der Regel 1–2 Wochen beträgt. Zu den akuten Krankheitszeichen gehören:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Lichtempfindlichkeit
- Hautausschlag
- Heftige Gelenk- und Muskelschmerzen
Gelenkschmerzen und Müdigkeit können Monate bis Jahre anhalten. Die Therapie ist symptomatisch und umfasst die Einnahme von NSAR, Paracetamol sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Prophylaxe
Für Chikungunya gilt: Expositionsprophylaxe, auch tagsüber
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