Muskel- und Gelenkschmerzen

Autor: REBEKKA THÖNI TOBLER

Wenn Muskel- und Gelenkschmerzen das Bewegen erschweren, kann das zu körperlichen und seelischen Belastungen führen – denn unser Körper braucht jeden Tag Bewegung. Wer rastet, der rostet!

Im menschlichen Körper gibt es 650 Muskeln und etwa 140 Gelenke – alle wollen bewegt werden: Gelenke bleiben geschmeidig, weil Bewegung die Bildung der Gelenkflüssigkeit (Synovia) anregt und die Regeneration der Gelenkknorpel fördert. Bewegung stärkt auch die Muskulatur und diese stabilisiert die Gelenke. Fehlende Muskeln können Gelenke falsch oder übermässig belasten. Werden Muskeln zu wenig trainiert, sind sie schlecht durchblutet und können verkrampfen.

Muskelschmerzen
Muskelschmerzen werden als Myalgien bezeichnet und können akut auftreten oder chronisch verlaufen. Akute Muskelschmerzen kommen bei harmlosen Verspannungen, Zerrungen und Verletzungen vor und heilen von selbst aus. Bei chronischen Schmerzen sind oft Fehlhaltungen und Überbelastungen ursächlich. Myalgien können aber auch Begleitsymptome schwerer Erkrankungen der Muskulatur (z. B. ALS), des Nervensystems (z. B. MS, Parkinson), des Immunsystems oder der Organe sein.

Ursachen
Fehlbelastung, Überanstrengung, psychische Belastung und Stress, Verletzungen, entzündlich-rheumatische Gelenkerkrankungen, Fibromyalgie, Begleitsymptome schwerer Erkrankungen, Borreliose, FSME, Nebenwirkungen von Medikamenten (Statine, Penicilline), Alkohol.

Symptome
Muskelschmerzen können stechend, krampfartig, ziehend, brennend oder drückend sein.
Bei Muskelkrämpfen liegt oft ein Magnesiummangel und eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme vor; Muskelkrämpfe können auch Warnzeichen einer Lebererkrankung sein.
Eine Muskelschwäche (Myasthenie) ist oft Begleitsymptom einer Entzündung der Skelettmuskulatur (Myositis).

Prävention
Regelmässige Bewegung, Dehnen, Selbstmassage (z. B. Blackroll), ergonomischer Arbeitsplatz, Zugluft vermeiden, gesunde Ernährung, Magnesium (beugt Muskelkrämpfen vor).

Behandlung
Akute Muskelschmerzen: PECH-Formel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern), Ruhe und Schonen, entzündungshemmende Salbe/Gel (Diclofenac, Arnika, Wallwurz, Teufelskralle, Weihrauch, Pfefferminzöl, Eukalyptusöl, Rosmarinöl). NSAR und Muskelrelaxans oral, Phytoarzneimittel (Weihrauch, Teufelskralle, Weidenrinde, Curcuma); Enzyme (Bromelain u. a.), Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren; MSM.

Chronische Muskelschmerzen: sanfte Bewegung, Massagen, Physiotherapie, Wärme anwenden (heisses Bad z. B. mit Lavendel, Sauna, Wärmepflaster, warme Kartoffelwickel). Schmerzmedikation siehe akute Schmerzen.

Muskelschmerzen unbekannter Ursache oder mehrere Wochen persistierend: Abklärung beim Arzt.

Gelenkschmerzen
Gelenkschmerzen können dumpf oder stechend sein. Bemerkbar machen sie sich als Anlaufschmerzen, Belastungsschmerzen oder Ruheschmerzen. Einseitige Bewegungen sowie zu hohe Spannungen in Muskeln und Faszien verursachen einen unnatürlichen Gelenkverschleiss. Der Knorpel wird überbeansprucht, es folgen Bewegungseinschränkungen, verhärtetes Bindegewebe, Entzündungen des Schleimbeutels, Knorpelschwund und Schmerzen im Gelenk. Risikofaktoren sind Bewegungsmangel, Fehl- oder Überbelastung, Übergewicht, Alter, erbliche Veranlagung.
Je stärker Gelenkschmerzen sind, desto eher kommt es zu Schonhaltung durch Schmerzvermeidung, daher immer grösserer Immobilität und Abnahme der Lebensqualität.

Arthrose (Gelenkverschleiss)
Langsam fortschreitender Abbau der Gelenkknorpel: nicht entzündlicher Gelenkschmerz, Anlaufschmerz, Verschlechterung bei Belastung, kälteempfindlich, manchmal Schwellung und Überwärmung.

Behandlung
Bewegung der betroffenen Gelenke ist essenziell. Physiotherapie für korrekte Gelenkbelastungen, Kräftigung der Muskulatur, Ausdauer- und Koordinationsübungen. Medikamentös mit Paracetamol, NSAR (besser verträglich in Form von Salben und Pflastern) und Kortisonspritzen direkt ins Gelenk. MSM (Methylsulfonylmethan) und pflanzliche Schmerzmittel mit Weihrauch, Teufelskralle, Weidenrinde sind besser verträglich als NSAR; äusserlich als Salben und Gele zusätzlich Arnika und Wallwurz. Präparate mit Chondroitin hemmen den Knorpelabbau, ins Gelenk gespritzte Hyaluronsäure wirkt als «Schmiermittel» und verringert ebenfalls Schmerzen. Reichen diese Massnahmen nicht aus, um den Alltag schmerzfrei zu meistern, wird operativ eingegriffen (Arthroskopie, Knorpeltransplantationen, Osteotomie, Teil- oder Vollkunstgelenk).

Rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündung)
Autoimmunerkrankung: entzündlicher Gelenkschmerz (mehrere Gelenke betroffen) mit Hautveränderung, Schwellung, Rötung, Überwärmung, anhaltend (über Wochen); beginnt an kleinen Gelenken (Finger, Zehen), Rheumaknoten, Morgensteifigkeit (mind. 60 Min), Bewegung bessert, Kälte lindert.

Behandlung
Die Basistherapie besteht aus Arzneimitteln, die die Immunreaktion dämpfen (Immunsuppressiva und Biologika). Bis zum Wirkungseintritt werden Basismedikamente durch NSAR und Cortison ergänzt. Nebenwirkungen der Therapie sind erhöhtes Infektionsrisiko, Blutbildveränderungen und erhöhte Leberwerte.

Gicht (Stoffwechselkrankheit)
Einschiessende, sehr heftige entzündliche, berührungsempfindliche Gelenkschmerzen mit Schwellung, Rötung, Hitze. Die Ursache ist eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut und eine entzündliche Ausfällung von Uratkristallen in den Gelenken.

Behandlung
akut NSAR, Cortison und Colchicin. Bei chronischer Gicht wird Allopurinol präventiv eingesetzt, Ernährung anpassen.

Gliederschmerzen
Gelenk- und Muskelschmerzen an den Extremitäten (Fuss, Bein, Knie, Hand, Arm, Ellenbogen). Symptom bei Grippe, Erkältung oder anderen Infektionen, oft begleitet von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schnupfen.

Wachstumsschmerzen
Akute, meist kurz andauernde Schmerzepisoden, vorwiegend am Abend und in der Nacht, selbstlimitierend.

Lyme-Arthritis
Wenn eine Borreliose nicht erkannt und behandelt wurde und dann Spätfolgen macht, können chronische Gelenkprobleme auftreten.

Wann soll man zum Arzt?

  • Gelenk gerötet, geschwollen, heiss
  • Anhaltende Schmerzen
  • Beweglichkeit des Gelenks eingeschränkt

Bewegung ist Prävention – zu viel Bewegung kann zu Muskel- und Gelenkschmerzen führen. Nach aktiven Phasen braucht unser Körper auch Phasen der Regeneration.

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